Bandelli, A., & Konijn, E. (2011)
An experimental approach to strengthen the role of science centers in the governance of science
EINE ZUSAMMENFASSUNG
Das in diesem Buchkapitel vorgestellte Projekt „Decide – Deliberative Citizens’ Debates” ist ein erfolgreiches Beispiel eines Museumsangebots, das es Bürger*innen ermöglicht an der demokratischen Entwicklung von Wissenschaft teilzuhaben, indem es den Dialog zwischen den Besucher*innen untereinander und zwischen Besucher*innen und Wissenschaftler*innen, Interessensgruppen, Politiker*innen, Museumsmitarbeiter*innen und anderen Akteuren ermöglicht.
Bevor Bandelli und Konijn das Projekt „Decide” beschreiben, gehen sie zunächst auf die Rolle der Museen (bzw. Science Centres) bei der Partizipation der Bevölkerung in der wissenschaftspolitischen Entscheidungsfindung, und auf die Problematik, dass Museen als demokratische Institutionen für politische Entscheidungsträger*innen “unsichtbar” oder irrelevant zu sein scheinen. Kurz gesagt zeigen naturwissenschaftliche Museen eine gewisse Ambiguität in ihrer sozialen und politischen Rolle: Einerseits zeigen sie eine starke Bereitschaft, „Agenten des Wandels“ zu sein; andererseits haben sie Angst, ihre vermeintliche Unparteilichkeit aufs Spiel zu setzen (siehe auch Cameron 2005).
Das Projekt „Decide“ ist ein Netzwerkprojekt von mehreren Institutionen (unter anderem Museen), mit dem ursprünglichen Ziel Daten aus Debatten und Diskussionen über aktuelle und kontroverse wissenschaftliche Themen zu sammeln. Die Partner*innen des Decide-Projekts bieten ein PDF mit Karten und Anleitungen an, das zur Diskussion kontroverser Themen in Kleingruppen von bis zu acht Personen genutzt werden kann.
Die Karten und Anleitungen begleiten ein ‚Decide-Spiel‘ bestehend aus drei Hauptphasen. Die erste Phase ist die Informationsphase, in der alle Teilnehmer*innen über die Karten die gleichen Informationen zum Thema erhalten und somit eine Basis für die Diskussion gelegt wird, ohne dass dabei die persönlichen Meinungen und das Vorwissen abgelegt werden sollen. In der daran anknüpfenden Diskussionsphase sprechen alle miteinander über die zur Verfügung gestellten Informationen sowie über eigene Erfahrungen und Meinungen. Dabei gibt es keine feste Richtung, im Gegenteil, die Diskussion kann sich in dieser Phase in neue Richtungen entwickeln. In der dritten Phase, der Entscheidungsphase, gruppieren die Teilnehmenden zunächst die Informationen mithilfe der Karten und ordnen sie größeren Themen zu, bevor alle gemeinsam über vorgegebene Regeln und mögliche Gesetzesentwürfe entscheiden. Das Ergebnis sollte tatsächlich an politische Entscheidungsträger*innen weitergegeben werden, damit es in wissenschaftspolitischen Maßnahmen einfließen können. Eine Diskussion ist für die Beteiligten oft unbefriedigend, wenn daraus keine Handlungen entstehen (weitere Infos zu PlayDecide und Wirth, M. (9.1.2019): PlayDecide – Spielend Wissen vermitteln und diskutieren).
Bandelli und Konijn plädieren für einen offenen und vertrauensvollen Umgang mit den Decide-Ressourcen und Inhalten, sodass Interessierte die Möglichkeit haben, diese für eigene Zwecke anzupassen und mit Behörden und Einrichtungen außerhalb des Museums zu arbeiten. Hierdurch werden neue Netzwerke und Kollaborationen aufgebaut und damit Zugänge zu einem neuen Publikum ermöglicht. So können die Museen gefördert und ihre Erkenntnisse für Entscheidungen genutzt werden. Damit einhergehend sollen Museen aber auch eine Öffnung der Entscheidungen im Museum anstreben.