Chittenden, D. (2011)
Commentary: Roles, opportunities, and challenges - science museums engaging the public in emerging science and technology
EINE ZUSAMMENFASSUNG
Public engagement in science (PES) bezeichnet das gemeinsame Lernen von Wissenschaftler*innen und Bevölkerung (bzw. Besucher*innen) und ein gegenseitiges Lernen voneinander. Die Bevölkerung wird dabei in wissenschaftspolitische Entscheidungen involviert. Dieser Ansatz des gegenseitigen Lernens geht davon aus, dass sowohl die Bevölkerung als auch die wissenschaftliche Gemeinschaft wichtiges Wissen und relevante Perspektiven haben, die zur Entwicklung der Wissenschaft und auf welche Weise sie in der Gesellschaft angewendet wird, beitragen können.
In diesem Paper erforscht David Chittenden die Rolle, die naturwissenschaftliche Museen und Science Centres in den USA bei der Entwicklung und Durchführung von PES-Programmen zu aktuellen wissenschaftlichen und technologischen Themen spielen könnten. Dabei legt er besonderes Augenmerk auf die Nanowissenschaft und Nanotechnologie.
Chittenden stellt fest, dass, obwohl viele naturwissenschaftliche Museen einen nahezu idealen institutionellen Rahmen für PES-Veranstaltungen und -Aktivitäten darstellen, relativ wenige ihr Publikum konsequent in PES-Programme einbinden. Dafür gibt es laut Chittenden mehrere Gründe. Zum einen sind solche Programme für die meisten Museen in den USA weder zentral für ihr Leitbild, noch passen sie zu ihrem Geschäfts- und Publikumsmodell. Dazu kommt, dass PES-Aktivitäten rundum aktuelle und kontroverse naturwissenschaftliche Themen zeit- und arbeitsintensiv und teurer sind als Standardprogramme. Oft überwiegen die Marketing-Bedürfnisse und das Budgetplan die PES-Bestrebungen. Außerdem haben Museen laut Chittenden wenig Erfahrung mit kontroversen naturwissenschaftlichen Ausstellungsthemen bzw. sind zu wenig bereit, solchen komplexen Themen zu erarbeiten. Auch wenn Museen sich dennoch gezielt für PES-Programme entscheiden, stellt der Kontakt zu (politischen) Entscheidungsträger*innen eine weitere Hürde da. Die wenigsten Museen sind in der lokalen wissenschaftspolitischen Infrastruktur eingebunden, was die Bedeutung der Bemühungen der Museen und ihrer PES-Programme und deren Ergebnisse minimiert. Dazu kommt, dass es in den USA einen Mangel an durchgehende Finanzierung gibt, um PES-Aktivitäten zu initiieren und aufrechtzuerhalten.
Nichtsdestotrotz gibt es auch einige positive Entwicklungen und Impulse, die die Museen bei ihren PES-Bestrebungen und Bemühungen unterstützen können. Chittenden nennt zuerst einen wegweisenden Bericht von CAISE, der zu einem breiteren Konsens darüber, was PES ausmacht und wie Museen und andere informelle Lernorte eine konsequentere und sinnvollere Rolle spielen können, geführt hat. Danach beschreibt er einige Impulse rundum das Thema Nanotechnologie, insbesondere das großflächige Nanoscale Informal Science Education Network (NISE NET), das unter anderem Foren und (PES-)Trainings in und für Museen organisiert. Ein dritter Impuls entsteht aus einem Auftrag der ‚National Science Foundation‘ zu mehr Öffentlichkeitsarbeit (‚public outreach‘), der zu einer Zunahme in PES-Aktivitäten und in Partnerschaften zwischen naturwissenschaftlichen Museen Forschungsinstituten geführt hat.
Chittenden erläutert, dass Museen eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung und der konsequenten Durchführung von PES-Programme spielen können. Als Bildungseinrichtungen können Sie Wissenschaftler*innen, Entscheidungsträger*innen und die (lokale) Bevölkerung zusammenbringen und mittels Foren und andere Aktivitäten den öffentlichen Input in und Einfluss auf die grundlegende Wissenschaftspolitik ermöglichen.