Geyer, C. & Lewalter, D. (2011)

Motivationstheorien als museumsdidaktisches Instrumentarium

EINE ZUSAMMENFASSUNG

Während Museen anfänglich den Fokus auf der Sammlung, den Erhalt und der wissenschaftlichen Bearbeitung von Objektsammlungen legten, tritt der Bildungsaspekt in den letzten Jahrzehnten immer mehr in das Zentrum der Bedeutung. Es soll nicht mehr nur Wissen bewahrt und vermittelt werden, sondern auch die Unterhaltung, die Motivation und das Interesse der Besuchenden sind wichtige Zielsetzungen der Museumsgestaltung. Der Beitrag von Geyer und Lewalter beschäftigt sich aus motivationstheoretischer Sicht mit dem Lernort Museum und zieht dabei Schlüsse für die motivationsunterstützende museumspädagogische Arbeit.

Zunächst geben die Autorinnen einen theoretischen Überblick über die Selbstbestimmungstheorie nach Deci und Ryan, die in den drei grundlegenden psychologischen Bedürfnissen nach Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit die wesentliche Grundlage für selbstbestimmt motiviertes Handeln sehen. Anschließend gehen sie auf das Konzept des situationalen Interesses nach Krapp sowie Hidi und Renninger ein, das in zwei Phasen – die Catch- und die Hold-Phase – unterteilt werden kann. 

Basierend auf diesen theoretischen Ansätzen wird deutlich, dass das Museum gute Voraussetzungen für die Entwicklung dieser motivationsförderlichen Erlebensqualitäten und der damit verbundenen Motivationsformen bietet – sei es durch die Schaffung einer Raumatmosphäre, die die Besuchenden beeindruckt; durch die Authentizität der Originalobjekte, die u.a. deren Relevanz erfahrbar macht; durch die große Medienvielfalt, die Autonomieerleben ermöglicht; oder durch den Besuch in der Gruppe, die soziale Eingebundenheit erfahrbar macht. Diese guten Voraussetzungen müssen natürlich durch eine passende Gestaltung der unterschiedlichen Vermittlungsangebote genutzt werden. Bei der non-personalen Vermittlung mithilfe von interaktiven Objekten ist es beispielsweise wichtig, auf ein ansprechendes Design, eine gute Platzierung und eine sinnvolle Einbettung zu achten. Bei personalen Vermittlungsangeboten – beispielsweise Führungen und Schulklassenprogrammen – sollte etwa durch Wahlmöglichkeiten das Autonomieerleben unterstützt werden oder durch die Anpassung des Programms auf die entsprechenden Jahrgangsstufen und Schulformen das Kompetenzerleben der teilnehmenden Schulklassen angesprochen werden.