EINE ZUSAMMENFASSUNG

Morgan Meyer beschreibt die sich verändernde Rolle von naturwissenschaftlichen Museen und Ausstellungen von Orten der „kalten“ Wissenschaft, an denen sicheres, abgeschlossenes und festgelegtes Wissen und Wissenschaftsgeschichte vermittelt wird, zu Orten, die zunehmend „heiße“ Wissenschaft präsentieren, wie beispielsweise aktuelle, laufende Forschung, kontroverse Themen und offene Debatten. 

In seiner theoretischen Einleitung deutet Meyer an, dass es in den letzten Jahren zu einer Zunahme an naturwissenschaftlichen Kontroversen gekommen ist. Er verbindet dies mit einem Fokus auf den sozialen, kulturellen und politischen Kontext der Wissenschaft und einer Zunahme und Professionalisierung von institutionalisierten Foren für den Umgang mit solchen Themen. Anschließend geht er kurz darauf ein, warum und wie naturwissenschaftliche Kontroversen untersucht werden, bevor er im zweiten Teil des Papers zum Thema Kontroversen im Museum kommt. 

In diesem zweiten Teil beschreibt Meyer den obengenannten Wandel von der Aufbewahrung und Ausstellung „kalter“ Objekte hin zur Thematisierung aktueller, „heißer“ Themen. Dies wird sich zum einen im Trend weg vom passiven Betrachten von Ausstellungsobjekten und hin zu der Interaktion mit „hands-on“-Exponaten deutlich, zum anderen aber auch in Form eines Dialogs mit Wissenschaftler*innen in z.B. gläsernen Forscherlaboren. Außerdem zeigt es sich in dem Wechsel von Public Understanding of Science (PUS) zu Public Understanding of Research (PUR) sowie dem Präsentieren von unabgeschlossener Wissenschaft. 

Dass die Präsentation von kontroversen Themen zwar Vorteile hat, aber nicht ohne Schwierigkeiten vonstattengeht, zeigt Meyer anhand von zwei Beispielen aus der Stadt Wien. Die Gallery of Research in Wien ist eine Mischung aus Kunstinstallation, wissenschaftlicher Originalforschung und Live-Performance zum Thema genetisch veränderter Lebensmittel. Die Gallery wurde zwar aufgebaut und getestet, aber nie eröffnet, obwohl dies für 2006 vorgesehen war. Sie beinhaltete neben einer Diashow und einer Kunstinstallation auch eine Wand mit Stichwörtern, eine Zeitleiste und einen Souvenirkartenständer. Im Projekt wurde versuchte, durch die Ausstellungsarchitektur ein Forum zu schaffen, in dem verschiedene Gruppen debattieren, und in dem Kunst und Wissenschaft zusammengebracht werden können. Es fanden Veranstaltungen zum Ausprobieren der Gallery statt, bei denen zum Beispiel Wissenschaftler*innen eingeladen wurden. Das Ziel war es, den Besucher*innen mit den komplexen ethischen, sozialen und politischen Dilemmata der Lebensmittelkontroversen zu konfrontieren. Allerdings gab es von verschiedenen Seiten Kritik und es wurde geschlussfolgert, dass die Besucher*innen noch nicht bereit waren für die interaktiven und partizipativen Methoden der Gallery. 

Die zweite von Meyer beschriebene Ausstellung ist die „wahr/falsch inc.” in Wien. Diese ist aus elf sogenannten „Hot Spots” zusammengesetzt, die als elf Module an elf verschiedenen Orten entlang einer U-Bahnlinie aufgebaut waren. Jeder „Hot Spot“ stellte ein kontroverses Thema in der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft dar, wie zum Beispiel Doping, Leben auf dem Mars und Allergien. Bei dieser grundsätzlich erfolgreichen Ausstellung kam die Kritik auf, dass sie für Besucher*innen teilweise zu verwirrend und anspruchsvoll war. 

Am Ende des Papers stellt Meyer sich die Frage, ob sich kontroverse naturwissenschaftlichen Themen, die von Natur aus veränderlich, ungewiss und konfrontierend sind, überhaupt für dauerhafte Projekte und Dauerausstellungen in den grundsätzlich statischen, stabilen, unparteiischen Museen eignen.