Pedretti, E., & Navas Iannini, A. M. (2020)
Controversy in Science Museums: Re-imagining Exhibition Spaces and Practice
EINE ZUSAMMENFASSUNG
Das Buch ‚Controversy in Science Museums‘ von Erminia Pedretti und Ana Maria Navas Iannini thematisiert naturwissenschaftliche Ausstellungen, die sensible, kontroverse und provozierende Themen behandeln.
Im ersten Teil ‚Articulating theoretical landscapes‘ geben Pedretti und Navas Iannini theoretische Einblicke in die (natur-)wissenschaftliche Grundbildung (scientific literacy) und in Modelle der Wissenschaftskommunikation. Dann beschreiben sie die ‚Evolution‘ der Vermittlung von Naturwissenschaft in Museen, gehen auf das Konzept der Kontroverse ein und beleuchten die Herausforderungen und Möglichkeiten, auf die Museumsprofessionals bei der Planung und Entwicklung von kontroversen naturwissenschaftlichen Ausstellungen stoßen können.
Im zweiten Teil ‚Tales from the Field‘ beschreiben Pedretti und Navas Iannini vier internationale Fallstudien als Beispiele für Ausstellungen mit kontroversen Themen und erkunden dabei unter anderem die Ursprünge dieser Kontroversen. Sie differenzieren zwischen Ausstellungen, die kontroverse Inhalte präsentieren (sowohl wissenschaftsinterne als auch -externe Kontroversen), und Ausstellungen, die Kontroversen generieren. In den Fallstudien werden die Ausstellungen, ihre Ursprünge und ihre Ziele beschrieben, und in jeder ‚case study‘ kommen mehrere involvierte Museumsprofessionals zu Wort. Die Themen der Ausstellungen reichen von “Deconstructing science: A Question of Truth” über “Growing concerns: Preventing Youth Pregnancy” und “Under the skin: Body Worlds” zu “Breaking taboos: Mental Health: Mind Matters”.
Im dritten und letzten Teil des Buchs ‚Revisiting science museums: embracing controversial terrains‘ analysieren und beschreiben die Autorinnen, wie die Besuchenden in den vier Fallstudien mit den sensiblen Ausstellungsthemen umgegangen sind, und gehen in den nächsten beiden Kapiteln auf die Erwartungen und Bestrebungen der involvierten Museumsprofessionals, sowie deren Herausforderungen und Spannungen bei der Entwicklung und Realisierung kontroverser Ausstellungen ein. Anschließend greifen die Autorinnen zurück auf die im ersten Teil vorgestellte Theorie und diskutieren, wie neue Generationen von Museen und Science Centers Ausstellungen entwickeln können, die sowohl eine kritische Sicht als auch ein Handeln oder eine Verhaltensänderung seitens der Besuchenden (‚visitor agency‘) fördern.
Das Hauptziel des Buchs ist es mit einem theoretischen Rahmen sowie praktischen Einblicken, den Umgang mit kontroversen Themen in (und entstehend aus) naturwissenschaftlichen Ausstellungen zu beleuchten. Pedretti und Navas Iannini stellen die These auf, dass naturwissenschaftliche Museen nicht länger als Lager für Objekte oder Orte der Vermittlung von Fakten dienen können, sondern dass sie auch Räume für inklusiven, kritischen und sozial verantwortlichen Austausch sein sollen. Dieses Buch kann hilfreich sein für alle, die sich mit einer Analyse und Kritik der sich verändernden Rolle von naturwissenschaftlichen Museen beschäftigen wollen.