Specht, I., Phelan, S., & Lewalter, D. (2015)

Conflicting Information in Science Museums: An Exploratory Study

EINE ZUSAMMENFASSUNG

Bei der Präsentation aktueller Wissenschaft und laufender Forschung stehen die meisten Wissenschaftsmuseen (und ihre Besuchenden) vor der Herausforderung, mit kontroversen Informationen umgehen zu müssen. Ziel der Studie von Specht und Kollegen war es, zu untersuchen, wie Besuchende solche kontroversen wissenschaftlichen Informationen wahrnehmen und verarbeiten. Außerdem stellten sie sich die Frage, ob die Besuchenden sich auch noch mehrere Monate nach ihrem Besuch an die Informationen erinnern konnten, und ob die Beschäftigung mit dem Thema während des Museumsbesuchs zu einer weiteren Auseinandersetzung mit dem kontroversen Thema auch nach dem Museumsbesuch führte. 

In zwei Wissenschaftsmuseen (dem Deutschen Museum in München und dem Technoseum in Mannheim) wurden Texte mit zwei gegensätzlichen Positionen zu je drei wissenschaftlichen Themen aus dem Bereich Nanotechnologie ausgestellt. Besuchende, die beide Positionen gelesen hatten, wurden angesprochen und gebeten, an einem halbstrukturierten Interview teilzunehmen, das Fragen zur Wahrnehmung der beiden Positionen, zur Einschätzung der Glaubwürdigkeit der jeweiligen Position und zum Verhältnis zwischen diesen enthielt. Unmittelbar nach dem Interview wurden die Besuchenden gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, der Fragen zur beabsichtigten weiteren Auseinandersetzung und zur persönlichen Relevanz des kontroversen Themas sowie zur Soziodemografie enthielt. Nach einigen Monaten wurde im Rahmen einer Folgestudie eine Nachbefragung zur Erinnerung an die Ausstellungsinhalte und der weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema durchgeführt. Die Daten dieser Folgestudie wurden mit den im Museum erhobenen Interview- und Umfragedaten verknüpft. 

Die Transkription der Interviews bildete die Grundlage für ein deduktiv und induktiv entwickeltes Kategoriensystem, das vier hierarchische Konfliktverarbeitungsebenen nahelegt: (1) Keine Wahrnehmung des Konflikts, (2) Wahrnehmung des Konflikts ohne Kohärenzbildung, (3) Kohärenzbildung auf Makroebene und (4) Kohärenzbildung auf Mikroebene. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass bei der Konfrontation der Besuchenden mit kontroversen wissenschaftlichen Themen mehr als 90 % der Besuchenden den Konflikt wahrnehmen und mehr als 70 % die beiden höchsten Verarbeitungsstufen des Kategoriensystems erreichen. Darüber hinaus zeigte sich in der Folgestudie, dass sich die meisten Besucher an die Ausstellungsinhalte erinnern konnten und mehrere angaben, dass sie sich nach ihrem Besuch weiter mit dem Thema beschäftigt hatten.