Kontroverse Themen als Herausforderung
Zahlreiche Studien zeigen, wie das Vorwissen, die Motivationen, das Interesse und andere persönliche Merkmale der Besucher*innen die (Lern-)Erfahrungen in Museen beeinflussen können. Pedretti (2004) erläutert, dass kontroverse naturwissenschaftliche Ausstellungsthemen Besucher*innen herausfordern und Erfahrungen bieten, die über das „übliche Lernen” hinausgehen. Kontroversen rufen Emotionen hervor, regen Debatten und Dialoge an und fördern Reflexion. Wenn Ausstellungen zum Hinterfragen der eigenen Überzeugungen und zu kritischem Denken anregen, kann das manche Besucher*innen überfordern und frustrieren (Meyer, 2009). Studien haben allerdings auch gezeigt, dass die meisten Besucher*innen Konflikte wahrnehmen und diese recht gut verarbeiten können (Specht, Phelan, & Lewalter 2015). Dies ist insofern bemerkenswert, als aus der Textforschung bekannt ist, dass Konflikte häufig nicht wahrgenommen werden (Chinn & Brewer, 1998).
Der Umgang mit kontroversen Themen
Wie Besucher*innen mit den oft emotionalen, konfrontierenden und mehrdeutigen Inhalten der kontroversen Ausstellungen umgehen, hängt unter anderem von deren persönlichen Merkmalen ab. Inzwischen liegen Forschungsergebnisse vor, wie einzelne Besuchermerkmale die Verarbeitung kontroverser naturwissenschaftlicher Ausstellungsthemen beeinflussen. So haben sich u.a. epistemologische Überzeugungen, Ambiguitätstoleranz sowie das situationale Interesse der Besucher*innen als relevant erwiesen (Grüninger et al. 2014). Das zeigte sich darin, dass ausgeprägte epistemologische Überzeugungen, eine hohe Ambiguitätstoleranz und eine hohe Selbstwirksamkeit das situationale Interesse an kontroversen Informationen förderte. Ein hohes situationales Interesse wiederum förderte die Tendenz zu einer eingehenderen Verarbeitung der konflikthaften Information. Zudem lassen sich die Einstellungen der Besucher*innen durch Informationen und Darstellungsarten beeinflussen, wobei Grad, Richtung und Stabilität dieser Änderungen der Besuchereinstellungen vermutlich mit dem Interesse und Vorwissen der Besucher*innen an/zu dem behandelten Thema zusammenhängen (Phelan, Specht, Schnotz, & Lewalter, 2016).
Sowohl Merkmale der Besuchenden als auch Besucherreaktionen können vorab untersucht und bei der Planung einer Ausstellung mit einbezogen werden, sodass bei der Ausstellungsgestaltung und bei der Angebotsauswahl (oder auch beim Marketing) adäquat darauf eingegangen werden kann.
Literatur zum Thema Besucher*innen und kontroverse Themen
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Chinn, C.A., & Brewer William F (1998). An Empirical Test of a Taxonomy of Responses to Anomalous Data in Science. Journal of Research in Science Teaching, 35, 623–654.
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Grüninger, R., Specht, I., Lewalter, D. & Schnotz, W. (2013). Fragile Knowledge and Conflicting Evidence: What Effects do Contiguity and Personal Characteristics of Museum Visitors have on their Processing Depth? European Journal of Psychology of Education. Zur Zusammenfassung.
[Interesse, Museumsbesuchende, Unabgeschlossene Wissenschaft, Verarbeitung von kontroversen Ausstellungsinhalten, Wandel des Museums]
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Meyer, M. (2009). From ‚cold‘ science to ‚hot‘ research: the texture of controversy. CSI working paper series 016, 1–13. Zur Zusammenfassung.
[Ausstellungsgestaltung, Ausstellungsbeispiele, Eigenschaften von Kontroversen, Partizipation, Socio-Scientific Issues (SSI), unabgeschlossene Wissenschaft, Wandel des Museums]
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Pedretti, E. G. (2004). Perspectives on learning through research on critical issues-based science center exhibitions. Science Education, 88(1), 34–47. Zur Zusammenfassung.
[Ausstellungsbeispiele, Ausstellungsgestaltung, Partizipation, Socio-Scientific Issues (SSI), Wandel des Museums, Unabgeschlossene Wissenschaft]
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Phelan, S., Specht, I., Schnotz, W., & Lewalter, D. (2016). Attitude change whe presenting science museum visitors with risk–benefit information. Science Education, 101(6), 873–886. Zur Zusammenfassung.
[Ausstellungsgestaltung, Museumsbesuchende, Verarbeitung von kontroversen Ausstellungsinhalten]
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